Pädagogik

Eure Kinder sind nicht eure Kinder,
ihr könnt ihnen eure Liebe geben, aber nicht eure Gedanken.
Ihre Seelen wohnen im Haus von Morgen,
das ihr nicht besuchen könnt.
(Khalil Gibran)

Der Waldkindergarten mit seiner besonderen Pädagogik

Waldkindergärten nutzen den Wald und die Natur als Lernort, Raum und Mittler, um ganzheitliche Bildungsprozesse in Gang zu setzen. Die Pädagogik lebt von der „unfertigen Situation“. Bildungsanlässe finden durch spontane Entdeckungen, witterungsbedingte Veränderungen, natürlicher Geländestrukturen ebenso wie aus dem Erfahrungshintergrund und den Interessen der Kinder statt.IMG_6009 Im Naturraum werden Themen aufgegriffen und mit einfachen, ursprünglichen Mitteln bearbeitet. Die Vielfalt der Bildungsanlässe und die Intensität des Erlebens sind Antrieb und Motivation zugleich.IMG_5979 Die Kinder sind Wegbereiter und Konstrukteure ihrer eigenen Entwicklung. Die Pädagogen begleiten prozesshaft und können dabei auch Bildungsimpulse initiieren. Im Fokus steht eine ganzheitliche Bildungskultur, die sich abgrenzt von Belehrung, Programmen und Animation.
(LWF aktuell Ausgabe 4-2014 /Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft/Bayerische Forstverwaltung)

Die Reggio-Pädagogik

Die Grundideen der Reggio-Pädagogik basieren auf einem humanistischen und demokratischen Menschenbild.

Den Kindern wird ein hohes Maß an Wissensdurst und Kompetenz zugesprochen. Da die Entwicklung als aktiver Prozess mit der Umwelt der Kinder verstanden wird, ist der Wald mit seiner natürlichen Umgebung geradezu ideal, diese Vorraussetzung zu erfüllen.  Die Fähigkeiten zum Lernen und Forschen sind von Geburt an vorhanden. Kinder sind Schöpfer eigener Kulturen.IMG_1269

Die Reggio-Pädagogik hat ein optimistisches Bild vom Kind.

IMG_1965 Sie sieht das Kind als ein Wesen, das sich aktiv mit der gegenständlichen und sozialen Welt, mit seiner eigenen Person, seinem Körper und seinen Gefühlen und Bedürfnissen auseinandersetzt. Das Kind wird als Konstrukteur seinerIMG_1255 Entwicklung und seines Wissens verstanden. Es weiß daher am besten,was es braucht.
Zum anderen wird das Kind als ein Wesen gesehen, das nicht ruht, sondern bestrebt ist, sich weiterzuentwickeln, IMG_2145neue Kompetenzen zu erlernen und seine Identität aufbaut. Dafür braucht es Erwachsene, die ihm Sicherheit und Geborgenheit, Freiräume und Handlungsanstöße gibt.
(Netzwerk für Beratung, Fortbildung und Qualitätssicherung in Bildung und Erziehung; Heide Marie Sassen)

„Fachkraft für Reggio-inspirierte Pädagogik; die Kunst des Lernens

Die Reggio-Pädagogik ist nach Montessori das zweite pädagogische Konzept, das in Italien gegründet und internationalen Einfluss auf die elementarpädagogische Theorie und Praxis genommen hat. Sie wurde im Jahre 1991 als weltbeste Pädagogik für die Erziehung von Kindern im vorschulischen Bereich gewählt und anerkannt.

Wir haben für uns die Reggio-Pädagogik entdeckt und sind im Begriff unsere pädagogischen Mitarbeiter durch eine einjährige Fortbildung zu bestärken, diese Pädagogik intensiv zu praktizieren. 

Literatur: Lernen von Reggio; Elsbeth Krieg 2004

Der Malort im Wald
Malen ohne Vorgabe
Malen ohne Belehrung
Malen ohne Konkurrenz
Malen ohne Rechtfertigung20161124_100038
Malen ohne Bewertung- das ist ein Arbeitsauftrag, den wir nicht mehr gewohnt sind. Er kann aber wieder zur Selbstverständlichkeit werden, ja sogar ein Bedürfnis sein. Diese außergewöhnliche Vorgehensweise, im bewussten rahmen von Regeln und Freiheit lässt uns wieder eine respektvollen Umgang miteinander erlernen. Vertrauen in sich und seine eigenen Fähigkeiten wachsen, nicht zuletzt stärkt sie unsere Persönlichkeit im Miteinander und im Erleben der eigenen Malspur Mehr dazu in den Büchern und Berichten von Arno Stern.

Natur erleben

SchneckeDurch die tägliche Begegnung gewinnen die Kinder grundsätzlich Einsichten in Sinn- und Sachzusammenhänge der Natur und die elementaren Gesetzmäßigkeiten. Es geht nicht darum, möglichst viele Namen von Pflanzen und Tieren nennen zu können, sondern das sie auf Zusammenhänge aufmerksam werden. Ziel der Wissensvermittlung ist die Kenntnis darum, dass alle Wesen dieser Erde miteinander in Verbindung stehen, dass wir gleichsam alle in einem großen Netz eingeflochten sind. Sie erleben intensiv den Wechsel der Jahreszeiten mit ihren Besonderheiten, in Bezug auf Wetter, Flora und Fauna. Beim täglichen Spiel erfahren die Kinder, welchen unschätzbaren Wert der Wald für Menschen, Tiere und Pflanzen hat und lernen behutsam mit Lebendigem umzugehen. Ihre Erlebnisse führen zu Wertschätzung und Liebe für die Natur, wodurch sie später, im Erwachsenenalter Verantwortung und Respekt zum Schutz und Erhaltung des Lebens übernehmen.
„Ich schütze nur, was ich liebe“

Körperbewusstsein und Gesundheit

SchneeengelDie Kinder entdecken sich und die Welt durch Bewegung. Dadurch entwickelt sich ein gutes Körperbewusstsein.

Die Natur ist der ideale Bewegungsraum. Es ist ein Auf und Ab, ein Hin und Her, bei dem der aufrechte Gang, die Körpererfahrung (auch beim Hinfallen) das Gleichgewicht, die Sinne, sowie die Grob- und Feinmotorik geschult und gefestigt wird.

Das Klettern auf Bäume und Balancieren auf Baumstämmen fordert und fördert die Körperbeherrschung. Eigene Möglichkeiten und Grenzen können besser eingeschätzt und erweitert werden, was nicht zuletzt positive Auswirkungen auf das Selbstvertrauen und das Selbstwertgefühl hat. Durch den ständigen Aufenthalt in der Natur wird das Immunsystem gestärkt, die Kinder sind weniger anfällig für Krankheiten.

Sozialkompetenz

IMG_1731Die Persönlichkeit und Fähigkeit jedes einzelnen Kindes ist in vielen Situationen sehr gefragt und jedes erfüllt mit seinen Begabungen eine wichtige Funktion. Die Gruppe lernt Rücksicht zu nehmen. Die Großen helfen den Kleinen z.B. beim Klettern über Baumstämme. Ängstliche Kinder werden von den anderen an die Hand genommen. Konflikte können konstruktiv und konspirativ gelöst werden.

Die beruhigende Atmosphäre in der Natur mindert das Aggressionsverhalten. Sich als ein Bestandteil einer Gruppe Gleichgesinnter zu fühlen, vermittelt Geborgenheit. Der Spielraum Natur regt zum Rollenspiel an. Dabei lernen die Kinder, selbst Spielregeln zu entwerfen und untereinander abzustimmen.

Sprachförderung

IMG_4811Durch die immer wieder veränderbaren Spielsituationen entsteht unter den Kindern ein ständiger Dialog. Sie haben die Möglichkeit, Sachverhalte immer wieder neu zu erklären und Absprachen zu treffen. Der Wald bietet auch den Kindern, die sich sonst nicht „trauen“, das Umfeld, um sprachlich aktiv zu werden. Durch Rollenspiele mit Naturmaterial wird das freie Erzählen gefördert. Auch gezielte Sprachförderung, wie das Sprechzeichnen als Methode, Bilderbuchbetrachtungen und Reime, Lieder und Gedichte haben ihren festen Raum im Wald.

Phantasie und Kreativität

PhantasieDas Fehlen von fertigem Spielzeug regt Phantasie und Kreativität an. Im Wald kann ein Stock mal eine Angel, ein Schwert oder eine Fahne sein. Durch diese einfachen, leicht zu bearbeitenden Stoffe bekommen die Kinder ein gesundes Gefühl für ihre eigenen Fertigkeiten. Die Neugier und der Drang, auszuprobieren werden geweckt, weil vorgefertigtes Spielzeug fehlt. Sie konsumieren nicht, sie haben die Möglichkeit selbst kreativ zu werden.

Ziel ist es, Lebenskompetenzen wie Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen, Frustrationstoleranz, Kommunikationsfähigkeit und Konfliktfähigkeit zu entwickeln. Naturpädagogik ist im weitesten Sinn frühe Suchtprävention. Das Erlernen kreativer Lösungen ist auch im Erwachsenenalter hilfreich in Problemsituationen.

Schulfähigkeit

IMG_5650Für einen guten Start in die Schule ist eine ausreichende Reifung des Kindes in allen Bereichen der Ich-, Sozial- und Sachkompetenz vonnöten. Die Kinder sind im Wald hoch konzentriert und lernbereit. Der Wald bietet die natürliche Atmosphäre zur Förderung von emotionaler Ausgeglichenheit. Farben, Formen und Größen können mit Material aus der Natur erlernt werden. Für die grob- und feinmotorische Entwicklung ist der Wald bestens ausgestattet.

Zur Schulfähigkeit gehören:

  • körperliche und gesundheitliche Stabilität
  • motorische Fähigkeiten, die eine gewisse Körperbeherrschung belegen
  • Selbständigkeit in der Alltagsbewältigung
  • Neugier, Freude am Lernen und an den wachsenden Möglichkeiten, Planungsfähigkeit, Willenskraft, Ausdauer, Frustrationstoleranz
  • die Fähigkeit, sich in eine Gruppe einzufügen, Kontaktfähigkeit, konstruktive Konfliktlösungsstrategien
  • Sprach- und Kommunikationskompetenz, z.B. vor anderen sprechen, einen eigenen Gedanken in Worte fassen, anderen zuhören und warten können, bis man selbst an der Reihe ist, verbale Anweisungen verstehen und ausführen können
  • Selbstregelungen, Interesse an Regeln, Regeln verstehen, einhalten und selbst aufstellen können.
  • Eine ausreichende Orientierung in Raum und Zeit.